Geschichte Spaniens
Das Land zwischen Pyrenäen und Gibraltar, das sich Besuchern mal unwirtlich und karg, mal üppig grün und fruchtbar, mal wie ein Märchen aus 1001 Urlaubstraum präsentiert, war schon früh besiedelt: Noch heute zeugen Höhlenmalereien, beispielsweise bei Altamira im Norden des Landes, vom steinzeitlichen Leben im heutigen Spanien. Zu den steinzeitlichen Siedlern gesellten sich mit der Zeit die unterschiedlichsten Völker, Iberer und Kelten ebenso wie Vandalen, Sueben und Westgoten. Noch heute zeigt sich dieses Erbe, beispielsweise in der nordspanischen Region Galicien, in der bis heute keltische Einflüsse in Sprache und Kultur zu finden sind.
Eine wichtige Zäsur in der Geschichte Spaniens stellt die Herrschaft der Mauren ab dem 8. Jahrhundert dar: Fast die gesamte Halbinsel stand in kürzester Zeit unter der Herrschaft der fremden Invasoren, die neben Konflikten zwischen Christen und Moslems auch jede Menge Kultur und Technik auf die Iberische Halbinsel brachten. Noch heute zeugen Küche, Bauwerke und lokale Traditionen von den maurischen Einflüssen dieser Zeit.
In der Folge erlebte Spanien unter dem Kalifat von Córdoba eine erste große Blütezeit, die mit dem Sturz des Kalifen ein jähes Ende fand. Nach zahlreichen kleineren Schlachten um die Vorherrschaft in Spanien gelang es schließlich den Christen im Zuge der Reconquista, die letzten Mauren entweder zu christianisieren oder aus dem Land zu vertreiben und den Grundstein für eine gesamtspanische Monarchie zu legen. Der Aufstieg zur Weltmacht unter Ferdinand II. von Aragón und Isabella von Kastilien begann mit den Entdeckungsreisen des Kolumbus und der unbarmherzigen Verfolgung von Juden und Zigeunern. Die Reichtümer aus den neuen Überseeprovinzen verhalfen zu Reichtum und damit zu einer Vormachtstellung in Europa – Spanien war eines der einflussreichsten Königreiche Europas. Unter den Habsburgern gewann das Königreich sogar noch an Macht, missbrauchte diese allerdings auch, um vermeintliche und tatsächliche Ketzer aus dem Weg zu räumen. Die berüchtigte Spanische Inquisition kostete so manchen Kritiker, Freigeist oder politischen Gegner den Kopf.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein erschütterten Kriege das Land, die enormen Einfluss auf die Machtgefüge in Europa hatten. Den schwächelnden Habsburgern folgten die Bourbonen auf den Thron, nach ihnen besetzte Napoleon das Nachbarland. Im heutigen Spanien erinnern nur noch Denkmale und Gemälde an diesen Abschnitt der spanischen Geschichte, der von Fremdherrschaft und Leid gekennzeichnet war.
Das 20. Jahrhundert verlief für Spanien keineswegs ruhiger: (Militär-)Diktaturen und Bürgerkrieg erschütterten das Land und hinterließen in der Geschichte und Seele des Volkes tiefe Narben. Noch immer wirken die Geschehnisse aus dem zweiten Weltkrieg, dem Spanischen Bürgerkrieg und unter General Franco nach – die Zeitzeugen leben noch immer.
Erst seit den 1980er Jahren ist Ruhe eingekehrt im über Jahrhunderte umkämpften Spanien (sieht man einmal von den separatistischen Bestrebungen der baskischen Untergrundbewegung ETA ab). Ein Wunder, dass so viele prächtige, monumentale, exotische Bauwerke aus vergangenen Zeiten bis heute überdauert haben. Zu den alten Sehenswürdigkeiten haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche neue hinzugesellt. Das moderne Spanien präsentiert sich als parlamentarische Monarchie, die immer wieder den Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne wagt, im Alltag ebenso wie in der Küche, Kunst und Kultur.